Wer Mitleid mit den Armen hat, gibt Gott. |
Opferstöcke in menschlicher Gestalt
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Opferstock in menschlicher Gestalt aus Saloinen. Foto: Aki Paavola. Opferstock in menschlicher Gestalt aus Karvia. Foto: Aki Paavola. Opferstock in menschlicher Gestalt aus Särkisalo (der kleinste in Finnland). Foto: Aki Paavola. Opferstock in menschlicher Gestalt aus Merijärvi. Foto: Aki Paavola. Opferstock in menschlicher Gestalt (die einzige Frau) aus Soini. Foto: Aki Paavola. |
Im Sommer 2013 versammelt sich eine ganz besondere Gemeinde in der grössten Holzkirche der Welt, in Kerimäki in Finnlands Provinz Süd-Savo. Es sind die „Opferstöcke in menschlicher Gestalt“ – gezeigt auf einer Ausstellung, die 42 von den noch vorhanden über einhundert dieser hölzernen Zeugnisse der finnischen Volkskunst und Kreativität präsentiert. Besonders in der mittelfinnischen Provinz Österbotten waren und sind noch heute viele Kirchen und Glockentürme mit geschnitzten Holzfiguren, die Almosen für die Armen der Gemeinde erbitten, geschmückt. Diese Pioniere der Sozialfürsorge stehen oft unter einem schützenden Dach oder Gesims mit Inschriften wie „Wer Mitleid mit den Armen hat, gibt Gott“. Oft strecken sie bittend die Hand aus. An der Stelle des Brustbeines findet sich ein Schlitz zum Geldeinwurf. Die Mehrzahl dieser Figuren stammen aus dem 19. Jahrhundert; zahlreiche von ihnen bilden Veteranen des Finnischen Feldzuges (1808-1809) während der Napoleonischen Kriege ab. Bartimaeus von Hauho, wahrscheinlich entstanden gegen Ende des 17. Jahrhunderts, ist wohl der älteste der hölzernen Menschfiguren. Gelegentlich werden sie auch noch heute neu geschaffen. So haben in manchen Gemeinden jüngere Figuren den Dienst aufgenommen. Einige der älteren Plastiken zeigen deutliche Verwandtschaft mit deutscher sakraler Holzschnitzkunst. Die Mehrzahl der neueren wurzeln jedoch eindeutig in der Schiffbau- und Handwerkstradition von Österbotten. Soweit wir wissen, scheint es diese Tradition der hölzernen Opferstöcke in menschlicher Gestalt sonst nirgendwo auf der Welt zu geben, so dass es sich möglicherweise um eine international einmalige Erscheinung handelt. Insgesamt sind etwa 180 hölzerne Figuren bekannt. Von diesen haben 145 bis heute überlebt. Sie sind traditionell männlichen Geschlechts – mit einer Ausnahme: In der Gemeinde Soini versieht die einzige Frau ihren Dienst. Einige von ihnen sind mit den Jahren verschwunden, andere sind durch die Witterungseinflüsse verfallen oder Opfer von Plünderungsversuchen geworden. Ungeachted dessen ist eine grosse Zahl der hölzernen Figuren weiterhin im Dienst und sammelt ihrer Gemeinde Geld für soziale Zwecke und die Missionsarbeit. Der Verein „Pelastakaa vaivaisukot ry“ (Rettet die Opferstöcke in menschlicher Gestalt e.V.) wurde in den Kreisen um die Galerie Orton in Helsinki gegründet. Zweck des Vereines und dieser Ausstellung ist es, auf die Bedeutung der hölzernen Menschen aufmerksam zu machen, ihre Erforschung zu fördern und daran zu erinnern, dass sie ein wichtiger Teil des finnischen Kulturerbes sind, der weitere Untersuchung sowie adäquate Pflege und Restaurierung verdient. So sollen sie für kommende Generationen erhalten werden. Die Ausstellung zeigt ausserdem Werke des Malers Antti Ojala und des Fotografen Aki Paavola. Für Antti Ojala sind die hölzernen Figuren seit Langem eine Quelle der Inspiration. Die Fotografien von Aki Paavola dokumentieren die kürzlich durchgeführte umfangreiche Bestandsaufnahme. Kerimäki Kirche Kirkkotie 58200 Kerimäki, Finnland Koordinaten 61 54 44.8 N, 29 17 4.1 E Ereigniskalender 7. Juni Seminar „Die Rückkehr der Opferstöcke in menchlicher Gestalt“. 27. Juli Ein Konzert mit Instrumentalmusik und Liedern aus der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen. Zahlreiche bedeutende Komponisten schufen damals Kompositionen mit dem Ziel, Witwen und Waisen sowie diejenigen, die ihr Hab und Gut verloren hatten, zu trösten und ihr Selbstgefühl durch eine Verherrlichung der Soldatenehre zu heben. Henri Sigfridsson (Piano) spielt Werke von Franz Liszt, Franz Schubert und Nepomuk Hummel. Sami Luttinen (Bass) singt Lieder von Carl Collan, Fredrik Pacius und Franz Schubert, dessen „Litanie“ wohl der bekannteste Trostgesang aus der Zeit ist. 28. August Filmabend „Die Braut des hölzernen Bettlers“ (1944) nach einem Bühnenstück von Jarl Hemmer, Regie: Toivo Särkkä. Seppo Seitsalo, Professor, Vorsitzender des Vereins tel. + 358 (0)400-203405 seppo.seitsalo@orton.fi Sirpa Viljanen, Vertriebleiterin, Vizepräsidentin tel. +358 (0)50-5364235 sirpa.viljanen@orton.fi Ville Vauhkonen, Pastor, Rechnungsfuehrer +358 (0)40-5464582 ville.vauhkonen@helsinki.fi Otso Kantokorpi, Kritiker, Kurator der Ausstellung Opferstock in menschlicher Gestalt aus Hauho. Der älteste in Finnland (17. Jahrhundert). Foto: Aki Paavola. |
Opferstock in menschlicher Gestalt aus Kurikka. Foto: Aki Paavola. Opferstock in menschlicher Gestalt aus Kauhajärvi. Foto: Aki Paavola. Opferstock in menschlicher Gestalt aus Lapua. Foto: Aki Paavola. Opferstock in menschlicher Gestalt aus Irjanne. Foto: Aki Paavola. Opferstock in menschlicher Gestalt aus Alajärvi. Foto: Aki Paavola. |
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Pelastakaa vaivaisukot ry. |